Astro-Panorama

Ein Blick in die Geschichte der Astrologie

Schon Menschen der Stein- und Bronzezeit beobachteten die Bewegung von Himmelskörpern.
Nicht weit vom Ort Nebra in Deutschland (Sachsen-Anhalt) wurde eine bronzene Scheibe mit einer Himmelsdarstellung von Sternen, Sonne und Mond gefunden. Dieser bislang älteste Beleg für eine früheuropäische Kosmologie ist etwa 3600 Jahre alt.
(Abb.1  Die Himmelsscheibe von Nebra)

Abb. 1

Es ist schwer vorstellbar, dass die alten Sumerer, die in Mesopotamien 5000-3000 v.u.Z. lebten, Keilschriftaufzeichnungen astronomischer und astrologischer Beobachtungen hinterlassen haben.
(Abb. 2 Aus der Bibliothek Assurbanipals von Assyrien)

Abb. 2

Nur mit Hilfe von Kompass, Lineal und Visir berechneten sie die Bahnen der sieben sichtbaren Planeten (Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn), die als Sterngottheiten mit Einfluss auf das irdische Leben verehrt wurden.
(Abb.3 Assyrisches Astrolabium, das für astrologische Berechnungen gebraucht wurde)

Abb. 3

Schon damals war bekannt, dass uns in der umgebenden Welt eine gewisse zyklische Ordnung herrscht und der Himmel war in 12 Tierkreiszeichen und 28 „Stationen“ des Mondes unterteilt.
(Abb.4  Babylonischer und moderner Tierkreis)

Abb. 4

Lange Zeit untersuchte die Astrologie den Einfluss von Sternen nur auf soziale Prozesse (Mundanastrologie), das erste individuelle Horoskop (oder Geburtsbild) stammt aus dem 5. Jahrhundert v.u.Z. 

Eine besondere Rolle kommt dem altgriechischen Gelehrten Claudius Ptolemäus (100-178 n.Chr.) aus dem ägyptischen Alexandria zu.
Sein Werk „Tetrabiblos“ legt die Grundlagen der Astrologie dar, die auch heute  relevant sind, obwohl sein Weltmodell geozentrisch war.*

* Hier besteht kein Widerspruch.
Ausschlaggebend ist, dass der Kosmos in der Astrologie symbolisch betrachtet wird.
Um z.B. einen Satelliten zur Venus zu senden, muss man im heliozentrischen System denken und rechnen (Sonne steht im Zentrum).
Aber um die symbolischen Eigenschaften der Venus im Horoskop zu deuten, ist ein geozentrisches System erforderlich (Erde im Zentrum), weil es sich um einen auf der Erde lebenden Menschen handelt.
Wenn wir auf einem anderen Planeten leben würden, gäbe es eine völlig andere Astrologie mit einem anderen Standpunkt.

Aus historischer und geografischer Sicht lässt sich die Astrologie in mehrere Hauptbereiche unterteilen:

1) westliche und indische (vedische), die sich permanent weiterentwickeln
2)  Kalendersysteme, die die Position von Himmelskörpern zu einem Zeitpunkt nicht beschreiben – Astrologie der Kelten (Druiden),  Mayas und  des altes China. Man kann sie als Artefakte alter Zivilisationen betrachten.

Die westliche Astrologie hat ihren Ursprung in Babylon und wurde im 1. Jahrhundert n.Chr. unter dem Einfluss der antiken griechischen Kultur geformt, dann über Rom nach Europa verbreitet.

Von 5. bis 10. Jahrhundert wurde ihre Erhaltung und Entwicklung durch die arabischen Gelehrten des Kalifats von Cordoba, das sich vom modernen Spanien bis Persien erstreckte, gefördert.

Im 6.-13. Jahrhundert wurden in europäischen Klöstern Manuskripte antiker Gelehrter aufbewahrt und übersetzt.

Im 13.-15. Jahrhundert wurde Astrologie zusammen mit Astronomie und anderen Wissenschaften an europäischen Universitäten gelehrt.
Als Blütezeit der Sternenkunde in Europa können das 15. und 16. Jahrhundert bezeichnet werden.

Der berühmteste Arzt des 16.Jhs. Paracelsus hat Astrologie mit großem Erfolg in der medizinischen Praxis eingesetzt.
Der große Astronom Johann Kepler (1551-1630) begann astronomische Berechnungen in der Astrologie anzuwenden und stärkte damit deren wissenschaftliche Grundlage.

Obwohl von der Mitte des 17.Jhs. Astrologie unter dem Druck der Naturwissenschaften und dem Triumph des reinen Rationalismus in den Hintergrund geriet, praktizierten sie solche hervorragende Philosophen, wie Francis Bacon (1561-1626), Benedict Spinoza (1632-1677), Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1717). 

Um die Wende vom 17. Zum 18.Jht. trennte sich die Astrologie endgültig von der Astronomie und erlebte überall, außer England eine Krise.

Das Zeitalter der Aufklärung (18 Jht.) verdrängte man die Astrologie aus dem Bereich der Wissenschaft in den Bereich der Kunst und Literatur der Romantik.

Dann wurden neue Himmelskörper entdeckt: Uranus 1781, Neptun 1846, Asteroiden 1801-1845 und Pluto 1930, was die Entwicklung der Astrologie der höheren Planeten bewirkte.

Ende des 19. Jahrhunderts erlebte Europa eine neue Welle des Interesses an der Astrologie, die neben England auch Holland, Frankreich, Deutschland und andere Länder erfasste.
Die zahlreichen Bücher von Alan Leo (1860-1917) wurden in mehrere Sprachen übersetzt und bildeten die Grundlage für die jungen europäischen und amerikanischen Astrologen.

Im 20. Jahrhundert  entstanden dort neue astrologische Richtungen und Schulen, wurden die ersten astrologischen Gemeinschaften gebildet und erschienen viele Fachzeitschriften.

Ende des 20. Jahrhunderts  erreichte diese Welle Russland, wo in einigen Jahren viele markante Astrologen in Erscheinung gerieten sind.
Sie studieren und unterrichten westliche und indische Astrologie, veröffentlichen Lehr- und Sachbücher über alle ihre Bereiche, entwickeln astrologische Prozessoren und Programme.

Fachgebiete der Astrologie

Die moderne westliche Astrologie lässt sich grob in drei große Bereiche einteilen: Astrologie des Individuums, der Weltprozesse und der Natur.

I.Individual-Astrologie umfasst auch mehrere Fachbereiche:

1) Persönlichkeits-Astrologie und psychologische Astrologie können als wichtigstes Gebiet der modernen Astrologie angesehen werden.
Grundlage hierbei ist die Deutung des persönlichen Geburtshoroskops, was eine Form von Selbsterkenntnis und Persönlichkeitsanalyse darstellt.
Dabei können solche Themen wie Kinderhoroskop oder Fragen der Berufswahl miteinbezogen werden.

2) Partnerschafts-Astrologie bietet eine fassetenreiche Analyse der Interaktion einer Person mit Geliebten, Kindern, Verwandten, Freunden, Kollegen und Geschäftspartnern 

3) Verschiedene Prognosemethoden geben eine Vorstellung von potenziellen  Ereignissen unter Berücksichtigung kosmischer Zyklen und individueller Rhythmen eines Menschen, lassen aber immer die Wahlfreiheit der Person.

4) Astromedizin kann über die Ressoursen und anfällige Systeme des Körpers erzählen, die Merkmale der Energie- und Stoffwechsels zeigen, bei der Auswahl einer streng individuellen Diät oder bei der Klärung einer komplexen Diagnose helfen.
Dabei geht der Astrologe meist von einem ganzheitlichen Hintergrund (z.B. psychosomatische Perspektive) aus.

5) Karmische (esoterische) Astrologie sieht den Menschen in ein größeres Ganzes eingebettet und betrachtet das Geschehen auf der Welt in einem universalen Zusammenhang.
Sie hat zum Ziel, den Sinn unseres Lebens (bzw. Inkarniertseins) zu beleuchten und unsere Lebensaufgabe aus der spiritueller Sicht zu beschreiben.

6) Terminwahl-Astrologie (Elektionsastrologie) – ein Spezialgebiet der astrologischen Prognostik, versucht einen günstigen Zeitpunkt für zukünftige Planungen (etwa Hochzeiten oder Firmengründungen) festzulegen.

II. Fachgebiete in Bezug der Gesellschaft

7) Mundan-Astrologie (weltliche) befasst sich mit politischen und historischen Ereignissen, z.B. Staatsgründungen und Staatshoroskope, Wahlen, Krisen und Kriegen. 

8) Wirtschafts- und Börsenastrologie versucht anhand von Beobachtungen von Planetenzyklen sowie Horoskopen von Währungen, Börsen, Firmen usw. Gesetzmäßigkeiten ausfindig zu machen, welche auf die wirtschaftliche Situation schließen lassen.
Hier werden Firmengründungshoroskope, Konjunkturzyklen, Börsenkurse, Rohstoffpreise usw. analysiert.

9) Astro-Geographie ermöglicht laut Horoskop zu bestimmen, wie sich die Potenziale einer bestimmten Person in verschiedenen Teilen der Welt realisiert werden können.

Auch werden im Rahmen der Mundan-Astrologie astronomische und astrologische Phänomene und Zyklen (Finsternisse, Saros-Serien, Ingresse, Rückläufigkeit, langfristige Zyklen wie Saturn/Jupiter, Saturn/Uranus, Saturn/Neptun betrachtet.

10) Stundenastrologie gibt Antworten auf verschiedene Fragen unabhängig vom Geburtshoroskop der Person und analysiert nur den Moment, in dem die Frage auftritt.

III. Fachgebiete mit Bezug zur Natur

11) Die meteorologische Astrologie erlebte 1850 ihre Blütezeit (bei Vorhersagen wurden der Mond und der Stern Sirius berücksichtigt, später auch Finsternisse).
Hier werden auch solche Naturereignisse, wie Erdbeben, Überschwemmungen, Vulkanausbrüche etc. beobachtet.

12) Agrare, ein sehr alter Zweig der Astrologie, empfiehlt, wann und was zu säen, zu pflanzen und zu ernten ist.

13) Mond-Astrologie widmet sich dem Einfluss des Mondes auf verborgene Prozesse, Psyche und Unterbewusstsein.

14-15)  Astrogerbalogie (Nicholas Culpeper) und Gemmo-Astrologie (Tito Massia) als Teil der medizinischen Astrologie helfen, eine positive Resonanz von Pflanzen, Metallen, Edel- und Halbedelsteinen mit dem menschlichen Körper und der Psyche zu finden.

Aber moderne Astrologen gehen noch weiter – bereits sind Bücher zu neuen Bereichen erschienen:

16) Astrologie von Haustieren (Pferde, Hunde und Katzen), wo die Art und der Einfluss von Haustieren auf den Besitzer beschrieben wird.

17) Mode-Astrologie hilft bei der Auswahl eines individuellen Stils, optimal geeignete Farben, Stoffe, Edelsteine, Düfte und Parfüms im Einklang mit dem Geburtshoroskop.

Natürlich praktiziert kein Astrologe alle Arten von Astrologie gleichzeitig. Basis bleibt die Deutung des persönlichen Geburtshoroskops  und je nach Anforderung werden bereits weitere Fachgebiete einbezogen.

2021 © Татьяна Ковалёва